EHF Champions League

Ein Premiumprodukt in einem harten Wettbewerb vermarkten

Björn Pazen, Handballwoche / br

Ein Premiumprodukt in einem harten Wettbewerb vermarkten

Am Mittwoch hat die neue Saison der VELUX EHF Champiopns League begonnen. David Szlezak, der neue Geschäftsführder der EHF Marketing GmbH, spricht über die aktuelle Situation sowie Änderungen bei Vermarktung und Fernsehrechten.

Szlezak (42), früherer österreichischer Nationalspieler und Bundesligaprofi, war zunächst ab Februar kommissarischer Geschäftsführer, ehe er nun auch offiziell den Posten übernahm. Seit 2010 arbeitet er für die EHF Marketing GmbH und war zuvor Manager des VELUX EHF FINAL4 und Vize-Geschäftsführer.

Die neue Champions-League-Saison steht vor der Tür - welche Aufgaben warten gerade auf den neuen EHFM-Geschäftsführer und sein Team?

David Szlezak: Die Auslosung am 1. Juli bei unserem neuen Partner Select in Dänemark war für uns der Startschuss, mittlerweile haben wir unter anderem einen erfolgreichen Klub-Workshop oder wichtige Treffen mit unseren Fernsehpartnern hinter uns. Und die Produktion des Branding- Materials läuft klarerweise auf Hochtouren, um die Arenen in Europe entsprechend tauglich für die Champions-League zu machen. Es erleichtert uns natürlich die Arbeit, dass 24 der 28 diesjährigen Teilnehmer schon in der Vorsaison dabei waren, sie wissen, was zu tun ist, aber es gibt eben auch einige Neuerungen.

Was haben Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit geändert?

David Szlezak: Ich bin nicht angetreten, um alles zu ändern. Ganz im Gegenteil, wir haben ein gutes Team, das sehr eingespielt und erfahren ist und die Champions League sowie unsere Sponsoren sehr gut kennt. Alle wichtigen Themen laufen weiter. Man muss ja nicht umstrukturieren und ändern, was gut läuft. Natürlich halten wir immer Ausschau und sind offen für Neuerungen. Aber grundsätzlich waren und sind Entwicklung und aktueller Status der VELUX EHF Champions League sehr gut. Wenn man so will, habe ich das Ruder eines fahrenden Schiffes übernommen.

Modus und Spielsystem sind gleich geblieben, der Namenssponsor VELUX hat einen Kontrakt bis 2020, die meisten TV-Verträge laufen langfristig - hört sich nach einer aktuell einfachen Situation an, oder?

David Szlezak: Es stimmt, dass die großen Verträge soweit alle eingetütet sind. Wir befinden uns derzeit auf der Suche nach einem Premium-Sponsorenpartner, aber das ist kein Deal, den man an einem Tag abschließt. Dank VELUX und TV-Verträgen haben wir eine gute und sichere Basis.

Wir befinden uns in einem durchaus kompetitiven Umfeld, deswegen müssen wir immer wieder neue Ansätze und Ideen suchen. Bei VELUX geht es auf bereits sehr hohem Level der Zusammenarbeit um die kleinen Details. Die neuen Ausrüster Salming und Select sind völlig anders strukturiert als der bisherige Partner und Weltkonzern adidas, der dem Handball insgesamt nur mehr eine untergeordnete Rolle zuteilt – während Salming und Select richtig Lust an der Champions League haben und die Kooperation bereits in den Anfängen extrem innovativ ist. Insgesamt gesehen gibt es genug zu tun und wir greifen ganz viele Themen auf.

Welche anderen Sportarten, Ligen und Veranstaltungen sind in Sachen TV-Verträge und Sponsoring die größten Konkurrenten der VELUX EHF Champions League?

David Szlezak: Wir befinden uns gerade auf Medienseite in einer äußerst spannenden Zeit. Die großen Marken nennen es die digitale Transformation. Für und bedeutet dass, wir weg müssen vom eindimensionalen Denken. Es gibt so viele neue Möglichkeiten und vor allem Synergien. Nur Bandenwerbung oder nur Facebook reichen nicht mehr, um Aufmerksamkeit zu erreichen. Daher bieten wir ganzheitliche Ansätze.

Der gesamte Sportsponsoring-Markt ist äußerst umworben, der Kuchen wird zwar stetig größer, die Nachfrage steigt aber auch überproportional. Wir haben keinen direkten Wettbewerber, aber selbstverständlich sind die Wettbewerbs- und Geschäfts-Modelle in Sportarten wie Basketball oder auch in den nationalen Handballligen vergleichbar. Wir verstehen uns dabei als Anbieter eines internationalen Premiumproduktes, das andere überhaupt nicht ausschließt.

Ist es in einem Olympiajahr schwerer, Klubwettbewerb zu vermarkten?

David Szlezak: Auf die Vermarktung hat Olympia weniger Einfluss als auf die Gesamtorganisation der Champions League. Gerade auf dem deutschen Markt wird der Terminkalender in Olympiajahren immer enger, das merken wir, das merkt die HBL. Aber generell ist es gut, wenn durch Olympia eine breitere Öffentlichkeit Handball wahrnimmt. Durch Olympia finden wir weder mehr noch weniger Partner.

Im 2016er Champions-League-Finale standen sich Mannschaften aus Polen und Ungarn gegenüber, erstmals waren weder eine deutsche noch eine spanische Mannschaft im Endspiel - wie hat sich das aus Marketingsicht ausgewirkt?

David Szlezak: In diesem Fall ist der sportliche auf den Erfolg im Marketing gefolgt, denn sowohl Ungarn als auch Polen sind mittlerweile extrem wichtige Märkte, in denen es echten Wettbewerb um TV Rechte gibt, was eine extrem gute Fernsehsituation für die Champions League bedeutet.

Konsequenterweise sind Kielce und Veszprem attraktive und erfolgreiche Teams, die für großes Interesse sorgen. In Spanien und Deutschland ist es eher umgekehrt, dort haben wir großen sportlichen Erfolg, aber die TV-Vermarktung ist nicht einfach. Wenn man sich das VELUX EHF FINAL4 anschaut, kommen mittlerweile viele neutrale Fans einerseits wegen Top-Handball aber auch wegen des Eventcharakters - und der wurde 2016 wahrlich geboten. Die tollen Spiele waren ja auch ein Grund für die Tausenden Tickets, die wir vor Ort und online schon für 2017 verkauft haben.

Angesichts dieses Vorverkaufs dürfte das VELUX EHF FINAL4 fast wieder ein Selbstläufer werden, oder sind Änderungen geplant?

David Szlezak: Das ist alles andere als ein Selbstläufer. Dass wir wieder so früh den Vorverkauf für 2017 gestoppt haben, um uns eine gewisse Flexibilität zu bewahren, ist das Produkt unserer Investitionen und unserer Arbeit. Wenn wir aufhören uns Gedanken über die Entwicklung zu machen, kann es schnell bergab gehen. Und was potenzielle Änderungen betrifft, sind wir noch in der Ideenphase, aber es wird sicherlich Neuerungen geben.

Gibt es neue, außer-europäische, Märkte, die es für die Champions League noch zu erschließen gilt?

David Szlezak: Unsere weltweiten TV-Rechte hält mit MP & Silva ein bestens vernetzter Partner, der mit uns gemeinsam versucht, den Handball weltweit zu vermarkten. Das FINAL4 wurde in über 60 Ländern weltweit ausgestrahlt, speziell im Nahen Osten und in Asien haben wir eine mittlerweile beachtenswerte Präsenz. Ein Vergleich mit dem Fußball ist da allerdings noch nicht stattfhaft. Europa ist der Kernmarkt des Handballs, Übersee interessiert uns dennoch sehr.

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