EHF Champions League

Premiere auf dem Handballfeld

Björn Pazen / im

Premiere auf dem Handballfeld

Weder KS Vive Tauron Kielce noch Paris Saint-Germain Handball, die Rivalen im ersten Halbfinale, haben es je zuvor in das Finale der VELUX EHF Champions League geschafft – und für PSG ist es überhaupt das erste Mal bei dieser Galaveranstaltung des Handballs.

Trotz seines Erfahrungsrückstands bei einem derartigen Finalwochenende reist der französische Meister als Favorit der Partie gegen Kielce an. Aber das Team aus Polen wird mit Sicherheit alles dafür tun seinen „Köln-Fluch“ zu beenden, nachdem sie hier alle ihre bisherigen Halbfinals verloren haben.

VELUX EHF FINAL4 Halbfinale 1
KS Vive Tauron Kielce (POL) gegen Paris Saint-Germain Handball (FRA)
Samstag 28. Mai, 15:15 Uhr (Ortszeit), live auf ehfTV.com ab 14:45

Paris Saint-Germain Handball ist einer der als am besten einzustufenden Debütanten jemals beim VELUX EHF FINAL4. Und auch wenn 2016 die Jungfernfahrt des französischen Meisters in die LANXESS arena darstellt, schätzen viele Experten Nikola Karabatic & Co. als die größten Favoriten für den Sieg ein.

Karabatic kann in Köln sogar FINAL4-Geschichte schreiben, indem er der erste Spieler überhaupt werden könnte, der den Titel verteidigt – seit der Saison 2009/10, also seitdem das Finalwochenende im aktuellen Modus ausgetragen wird.

In den sechs Jahrgängen seither schaffte dies nicht ein einziger Spieler, aber für Karabatic könnte es soweit sein. In der Saison 2015 führte er als Most-Valuable-Player den FC Barcelona zu deren achtem Titel, bevor der als World Handball Player der IHF geehrte Spieler in die französische Hauptstadt wechselte.

Nachdem Barcelona in dieser Saison im Viertelfinale von Kiel gestoppt wurde, ist Karabatic nun der einzig verbliebene Vertreter des letztjährigen Siegers, der sich noch im Turnier befindet.

Torhüter Thierry Omeyer war, wie Karabatic, in der Mannschaft des letzten (und bisher einzigen) französischen Siegers dieses Wettbewerbs, als sie im Jahr 2003 mit Montpellier geehrt wurden – damals noch zusammen mit Torhüter und jetzigem PSG-Manager Bruno Martini.

Seit 2003 konnte Karabatic noch zwei weitere Siege (2007 mit Kiel und 2015 mit Barcelona) zu seiner Sammlung hinzufügen, während Omeyer sogar um seinen fünften Titel kämpft, nachdem er die VELUX EHF Champions League mit Kiel noch weitere drei Male gewann (2007, 2010, 2012).

Kielce will endlich in das Finale einziehen

Aber dem Ganzen im Wege steht zunächst ein sehr erfahrenes Team aus Kielce, das ebenfalls sehnlichst darauf wartet, in Köln den nächsten Schritt zu machen, nachdem der polnische Meister bei zwei Teilnahmen zweimal im Halbfinale verloren hat – beide Male gegen Barcelona.

"Ich hoffe, dass unsere Zeit jetzt mal gekommen ist", sagt Kielce-Coach Talant Dujshebaev, für den es bereits das fünfte VELUX EHF FINAL4 als Trainer ist, der aber noch nie als Coach den Pokal mit nach Hause nehmen konnte, weder mit Ciudad Real (2010, 2011), noch mit Atletico Madrid (2012) noch mit Kielce (2015).

Der letzte aber einzige EHF Champions League Sieg für Dujshebaev war in der Finalrunde 2007/08 gegen den THW Kiel – den letzten internationalen Spielen von Noka Serdarusic als Trainer des THW, der nun als Trainer von PSG auf die internationale Bühne zurückgekehrt ist. Es besteht also die Chance für eine verspätete Revanche für Serdarusic an Dujshebaev.

Serdarusic kann dabei auf eine Weltklasse-Auswahl zählen, mit so namhaften Athleten wie dem früheren IHF World Handball Player Karabatic, Omeyer, Mikkel Hansen und Daniel Narcisse; während in einer derartigen Auflistung Kielce nur einen einzigen Namen aufweisen kann, Torhüber Slawomir Szmal.

Der letzte Schritt auf dem Weg nach Köln war für die beiden Halbfinalisten recht ähnlich, indem sie jeweils ein Unentschieden und einen Sieg in den Viertelfinals erzielen konnten. Aber für PSG war bereits nach dem Hinspiel, auswärts bei HC PPD Zagreb, alles klar, nachdem sie in Kroatien mit 28:20 gewonnen hatten.

Kielce’s Anreise hingegen verlief wesentlich aufregender, da sie sich erst im allerletzten Angriff im Rückspiel zuhause gegen SG Flensburg-Handewitt durchsetzen konnten – mit einem 29:28 in dieser entscheidenden Nacht, nach einem 28:28 Unentschieden im Hinspiel in Deutschland.

Paris hatte seine Gruppe eindrucksvoll gewonnen, nur geschlagen durch Flensburg und MVM Veszprém in Gruppe A. Als Gruppensieger gingen sie somit direkt in die Viertelfinals, ohne den Umweg über die Runde der letzten 16.

Kielce beendete die Gruppe B zwar nur als Zweiter – Erster auf den Plätzen hinter Barcelona – zeigte dann aber keinerlei Schwäche gegen HC Meshkov Brest im Achtelfinale.

Die größte Stärke des polnischen Meisters ist seine Abwehr und natürlich seine Erfahrung. Währenddessen kann PSG auf die beiden Top-Torschützen der EHF Champions League in der bisherigen Saison zählen: Hansen, der die Torschützenliste mit 121 Treffern in 16 Spielen anführt und Karabatic mit 88 erzielten Treffern.

Der beste Werfer auf Seiten von Kielce ist Michal Jurecki (85), ein Mitglied des EHF EURO 2016 All-Star Teams.

Das Halbfinale in Köln ist das erste Spiel unter Wettkampfbedingungen zwischen den beiden Kontrahenten. Das einzige Match, in dem sich die beiden bisher gegenüber standen, war ein Freundschaftsspiel in Krakau im vergangenen Sommer, bei dem ein 32:32 Unentschieden zu Buche stand.

Diesmal wird es einer der beiden Widersacher in sein erstes VELUX EHF Champions League Finale überhaupt schaffen – und mit ihm kann auch ein Trainer Geschichte schreiben.

Sollte einer dieser beiden Halbfinalisten den Turniersieg erringen, würde entweder Dujshebaev oder Serdarusic dem Kieler Trainer Alfred Gislason folgen und der zweite Trainer in der Geschichte werden, der die EHF Men’s Champions League mit zwei verschiedenen Vereinen gewinnen konnte.

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