EHF Champions League

Wird es wieder eine Erfolgsgeschichte für Sterbik oder ein Märchen für eine Handballfamilie?

Björn Pazen/im/jh

Wird es wieder eine Erfolgsgeschichte für Sterbik oder ein Märchen für eine Handballfamilie?

In dem Moment als die Begegnung zwischen Telekom Veszprém HC und PGE Vive Kielce als erstes Halbfinale gezogen wurde, kamen unweigerlich Erinnerungen an eines der dramatischsten und spektakulärsten Spiele der VELUX EHF FINAL4 Geschichte auf.

2016 konnte Kielce einen Neun-Tore-Rückstand in der zweiten Hälfte des Finales gegen Veszprém noch in einen Sieg durch Siebenmeter-Werfen umkehren.

Jetzt begegnen sich die beiden Mannschaften wieder in Köln, diesmal schon im Halbfinale.

  • Veszpréms Torhüter Arpad Sterbik kann seinen fünften Titel als Spieler holen, Talant Dujshebaev seinen fünften Titel als Trainer.
  • Talant Dujshebaev als Trainer und der gegenwärtige Trainer von Veszprém David Davis als Spieler haben den Titel zuvor dreimal mit Ciudad Real gewonnen.
  • Talant und Alex Dujshebaev können das erste Vater-Sohn-Gespann werden, das gemeinsam die VELUX EHF Champions League gewinnt.
  • Veszpréms Rückraum Links Momir Ilic braucht nur noch neun Tore, um Torschützenkönig aller Zeiten beim VELUX EHF FINAL4 zu werden.

Telekom Veszprém HC (HUN) gegen PGE Vive Kielce (POL)
Samstag 1. Juni, 15:15 Uhr Ortszeit, live auf ehfTV.com

In den Jahren 2006, 2008 und 2009 standen Talant Dujshebaev und David Davis gemeinsam auf dem Siegerpodest der EHF Champions League – Dujshebaev als Trainer, David Davis als Spieler von Ciudad Real.

Später ging Dujshebaev dann zu Kielce, während es Davis zunächst nach Skopje zog und im Oktober 2018 dann nach Veszprém, wo er inzwischen Ljubomir Vranjes als Cheftrainer ersetzt.

Jetzt begegnen sich Dujshebaev und Davis erneut beim VELUX EHF Champions League FINAL4.

Die Wende kam an den Plattensee, als Davis in Veszprém eintraf. Die Ungarn verloren nur zwei ihrer 14 Spiele unter dem neuen Trainer. Sie waren in den letzten elf Spielen erfolgreich und sind das einzige Team, das alle vier KO-Spiele gewinnen konnte – gegen Sporting CP (30:28, 35:29) im Achtel- und gegen SG Flensburg-Handewitt (28:22, 29:25) im Viertelfinale.

Veszprém wurde am Ende Gruppenzweiter, während Kielce als die Gruppenphase als Viertplatzierter abschloss – allerdings hatten die Polen den weitaus schwierigeren Weg nach Köln. Nach einem Unentschieden und einem Sieg gegen Zaporozhye im Achtelfinale lieferten sie sich einen dramatischen Kampf gegen das erfolgreichste Team der Gruppenphase, Paris Saint-Germain, im Viertelfinale.

Das Hinspiel dieses Viertelfinals lieferte ohne Frage die größte Überraschung aller 196 bisherigen Spiele der Saison. Nachdem sie nur ein einziges aller 14 Saisonspiele verloren hatten, unterlag PSG mit zehn Toren in Kielce (24:34).

Der französische Meister konnte diesen Rückstand im Rückspiel fast noch wettmachen, als sie zwischenzeitlich mit elf Treffern in Führung lagen, am Ende aber dann doch nur mit neun Toren gewannen (35:26) – nicht genug allerdings, um das Ticket nach Köln zu sichern.

Die Statistik spricht mit acht Siegen in elf Spielen auf im europäischen Wettbewerb eindeutig für Veszprém – darunter auch die beiden knappen Siege in der diesjährigen Gruppenphase (29:27 in Ungarn, 36:35 in Polen).

Das erste Halbfinale liefert zudem Stoff für viele Geschichten. Veszpréms Altmeister Arpad Sterbik und Laszlo Nagy spielen beide ihr siebtes VELUX EHF FINAL4. Sterbik, der als einziger Torhüter jemals zum MVP gewählt wurde (2017), kann seinen fünften Titel in diesem Wettbewerb gewinnen. Nagy hat zu seinem Karriereende nochmal die Chance auf den dritten Titel nach den Siegen mit Barça in den Jahren 2005 und 2011.

Und noch ein Veszprém-Spieler kann Geschichte schreiben: der zweimalige Torschützenkönig der Champions League, Momir Ilic (103 Tore in der Saison 2013/14, 114 in 2014/15) hat bis dato 54 Tore bei den VELUX EHF FINAL4 Veranstaltungen geworfen, neun weniger als Kiril Lazarov.

Nachdem Lazarov mit Montpellier an diesem Wochenende nicht in Köln dabei ist, hat Ilic beste Chancen der Torschützenkönig aller Zeiten bei allen VELUX EHF FINAL4 zu werden.

Auch die Familie Dujshebaev steht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Vater Talant kann der zweite Trainer werden nach Valero Rivera, der die Champions League insgesamt fünf Mal gewinnt. Sein Sohn Alex führt mit 88 Treffern die Torschützenliste an, acht mehr als Vardas Dainis Kristopans.

Es könnte zum ersten Mal überhaupt passieren, dass Vater und Sohn den Titel in Köln gemeinsam holen. Beide haben die Champions League in vergangenen Jahren auch schon mit verschiedenen Vereinen gewonnen: Talant mit Kielce im Jahr 2016 und Alex 2017 mit Vardar. Talant Dujshebaevs jüngerer Sohn, Daniel, fällt leider mit einer Knieverletzung aus.

Zu guter Letzt will Veszprém aber auch endlich mal zum Zug kommen. Die Ungarn haben schon drei Finals gespielt (2002, 2015 und 2016), aber alle davon verloren. Sieben Spieler des Teams, das Veszprém im Finale 2016 so spektakulär schlagen konnte, sind auch heute noch dabei – darunter auch Uros Zorman, der als Co-Trainer auf der Bank sitzt, aber jederzeit als Ersatzspieler eingesetzt werden kann.

Sollte Veszprém am Sonntag den Titel holen, wären sie der achte unterschiedliche Verein in Folge in den letzten acht Jahren. Aber um dorthin zu kommen, müssen sie erstmal Kielce schlagen.

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